Jetzt muss ich doch ein wenig ausholen, da sich dieses Thema stark verkürzt nicht darstellen lässt.
Für Menschen ist die alltägliche Realität eine aus verschiedenen Sinneseindrücken stimmig bestehende. Es passt immer alles gut zusammen, ganz unbewusst. Und da beginnt auch schon die Problematik eines Videos. Die konstruierte Realität des Videos soll der Zuseher auch als für sich stimmig und natürlich wahrnehmen.
Zu Sehendes und zu Hörendes steht dem Videomacher hierbei zur Verfügung. Auf die richtige Mischung der Anteile kommt es dabei an. Das Bild kann bis zu 80 % der Aufmerksamkeit binden der Ton hingegen 20 %; wobei der Ton nicht nur sprachliche Kommunikation beinhaltet. Ein manieriertes Action Bild kann daher die sprachlichen Inhalte komplett verdrängen. Für Info Videos der Supergau.
Und jetzt komme ich zum Punkt.
Diese Überlegung, wie ruhig, oder auch wie bewegt soll ein Bild sein, bringt einem zum Unterschied zwischen Foto-Video und Laufbild-Video.
Foto-Video
Das Foto ist in sich abgeschlossen. Es zeigt den stärksten Moment einer Situation, vergleichbar mit der Zeitlupe eines Laufbildes. Das Standbild ist die formal ruhigste Form der Bildgestaltung. Daher kann der Zuseher dem gesprochenen Text besser folgen. Informations-Inhalte werden besser wahrgenommen.
Das Foto-Video ist gut für textlastige Informationen.
Starre Fotos? Diese Fotos filmisch zu einem Video montiert erzeugen eine Situation der Ruhe und Aufmerksamkeit.
Natürlich käme ich nicht auf die Idee den örtlichen Fußballverein beim Siegeszug zum Meisterpokal über 90 Minuten mit 135.000 Fotos zu begleiten [ das ist die Menge der Einzelbilder, die hier eine Videokamera aufzeichnet]. Hingegen für einen Kulturerbe-Bericht ist diese Form des Foto-Videos sehr geeignet. Da bewegt sich schon von Haus wenig und man will hinschauen können.
Die Ruhe dieser Bildpräsentation gibt dem Text die Möglichkeit in seinen Aussagen wahrgenommen zu werden.
Laufbild-Video
Videomacher neigen leider oft dazu die Welt mit „überdrehten“ Action-Laufbildern beeindrucken zu wollen. Dazu zähle ich auch schnelle Kamerafahrten, oder auch ungewöhnliche optische Perspektiven. Die Reizüberflutung ermüdet den Zuseher. Sprachlich, textliche Kommunikation bleibt auf der Strecke. Auf eine gute Originalton-Gestaltung wird zumeist vergessen, das Bild, das Bild, das Bild, ....! Mit Tönen wird die Atmosphäre der filmischen Realität erzeugt. Wenn man aber keine guten Originaltöne vom Drehort hat, wird das Video kurzerhand mit Musik-Schnippseln zugepflastert, damit kein Stummfilm entsteht. [Orginaltöne sind alle natürlich vorhandenen Geräusche, die es immer und überall gibt und sei es, wenn sie sich nur selbst atmen hören]
Andererseits, gut gemacht, erzeugt ein Laufbild-Video eine emotionale filmische Realität. Da passen Bilddynamik und Ton optimal zusammen. Damit bewegt man sich aber in der obersten Liga der Gestaltung und folglich auch im obersten Kostenbereich.
Nachsatz: und fällt dem Gestalter gar nichts Erzählerisches ein, dann schneidet er „schnell auf Musik“.
Die Bilder Blitzen am Seher wie ein Schnellzug vorbei. Trotz der Geschwindigkeit soll der Seher die Reisenden hinter den Waggonfenstern auch noch erkennen können. Kann er das ...?